Es liegt an uns, nachhaltiger und umweltfreundlicher zu leben, um die Erde für unsere Kinder und Kindeskinder zu erhalten.
Ob auf Reisen oder beim Einkauf, der tägliche Gang zur Arbeit oder das Trennen von Müll – alles hat einen Einfluss auf die Natur.
Das können Sie im Alltag tun, um nachhaltiger zu leben
Nachhaltigkeit im Haushalt
- (Plastik-)Müll, soweit es geht, schon beim Einkauf vermeiden
- Müll trennen (Glas, Papier, Kompost, Plastik, Sondermüll)
- Haushaltsgeräte nur dann einschalten, wenn sie genutzt werden
- Energiesparlampen verwenden
- Insgesamt ein Bewusstsein schaffen: Wasserkocher beispielsweise nach Möglichkeit nicht mehrmals nutzen, sondern einmalig eine größere Kanne heißes Wasser/Tee/Kaffee aufbrühen
- Heizungsregler ggf. herunterdrehen
Ökologischer Fußabdruck beim Essen
- Glas anstelle von Plastik wählen
- Regional und saisonal einkaufen und kochen – das ist gesünder, billiger und nachhaltiger
- Verzehr von Fleisch und Wurstwaren sowie von tierischen Produkten bewusst genießen und ggf. einschränken
- Selbstgemacht/ vorgekocht/ eingefroren anstelle von Take-Away und Kantinenessen
- Auf Gütesiegel beim Kauf achten wie Fairtrade, biologischer Anbau etc.
So schön nachhaltig
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Natur entlasten im Büro
- Recycelbares Papier verwenden
- Erfinderisch werden: Papier mehrmals nutzen (bspw. die Rückseite als Skizzenblatt)
- Bewusst machen: Was muss wirklich ausgedruckt werden? Wo lässt sich Plastik vermeiden? Welche Geräte müssen nicht ständig in Betrieb sein?
Nachhaltigkeit beim Kaufverhalten
- Secondhand in Betracht ziehen
- Leihen oder verleihen von Dingen, die nicht oft in Verwendung sind
- Dinge reparieren – oder mehrmals nutzen
- Auch einmal in Verzicht üben, wenn möglich oder sinnvoll
- Der Kreativität freien Lauf lassen – kann man Dinge umfunktionieren, verschönern und anderweitig verwenden?
Die großen Dinge
- Ökologisch Wohnen: Heizenergie umstellen, Haus gut isolieren etc.
- Reisen (v.a. per Flugzeug) einschränken, bzw. nachhaltiger gestalten (Anreise, Unterkunft, Verpflegung)
- Wenn möglich, vom Auto auf das Fahrrad umsteigen
Ein Erfahrungsbericht: Wir fürs Klima
Die Journalistin Petra Pinzler wollte wissen, wie es ist, klimaneutral zu leben und startete einen Selbstversuch. Mit überraschendem Ergebnis, wie wir im Interview erfuhren:
Sie haben mit Ihrer vierköpfigen Familie ein Jahr lang versucht, nachhaltig zu leben. Auslöser dafür war ihre damals 12-jährige Tochter. Haben Sie das Gefühl, dass die junge Generation dafür sensibler ist?
PINZLER: Ich habe das Gefühl, die wachen gerade auf. Wenn man sich anguckt, wer bei den Demonstrationen unterwegs ist, habe ich den Eindruck, da ist wahnsinnig viel los. Und meine Tochter ist da absolut sensibilisiert. Die findet das ganz, ganz wichtig.
Sie haben für Ihren Selbstversuch ja zuerst einmal eine Bestandsaufnahme gemacht. Was schlug denn am meisten zu Buche?
PINZLER: Mich hat massiv erstaunt, wie fürchterlich schlecht das Fliegen für das Klima ist. Es gibt ja diese berühmten zwei Tonnen CO2, die jeder Mensch bis 2050 quasi als Budget pro Jahr hat – wir Deutschen liegen momentan durchschnittlich bei elf – das muss man einmal verstehen. Schon ein Flug nach New York hin und zurück sind fünf Tonnen. Das ist einfach so irrsinnig viel, dass man sich das schon sehr überlegt, ob man es einfach mal so aus Spaß machen kann.
Da kommt man in der Tat ins Grübeln… Gab es denn auch Punkte bei Ihrem online-Test zum Ökologischen Fußabdruck, bei denen Sie gemerkt haben, dass Sie schon recht nachhaltig leben?
PINZLER: Wir hatten bereits umgestellt auf Ökostrom, da fühlten wir uns schon auf der Seite des Guten. Was uns hinterher aber wieder so ein bisschen genommen wurde, als der Energieberater ins Haus kam und überall sah, wo man die Fenster abdichten kann und welche Energiefresser wir an den Steckdosen haben. Wo man am Abend den Strom ausschalten und damit schlicht und ergreifend Strom und damit CO2 sparen kann.
Das glaube ich. Man macht manche Dinge gedankenlos, weil man sie immer so gemacht hat. Was haben Sie denn noch konkret verändert?
PINZLER: Diese Veränderungen betreffen ja so viele Lebensbereiche, dass es gar keinen Sinn macht, alles auf einmal ändern zu wollen. Wir haben gelernt, dass es völlig egal ist, wo man anfängt. Wir haben uns dann tatsächlich für jeden Monat ein anderes Ziel gesetzt.
Und womit haben Sie angefangen?
PINZLER: Wir hatten noch ein Auto. Und wenn ich beispielsweise zum Markt gefahren bin – das sind nur zwei Kilometer – dann habe ich aus Bequemlichkeit das Auto genommen. Dann war ich aber sehr konsequent und bin nur noch aufs Fahrrad gestiegen. Und ich habe gemerkt, dass es gut ist, ein bisschen frische Luft zu schnappen und dass es weniger regnet, als ich gedacht habe.
Was kam denn nach Ihrer „Fahrrad statt Auto“-Aktion?
PINZLER: Dann sind wir relativ schnell an das Haus rangegangen und hatten einen Energieberater zu Hause. Das ist auch für jeden ein guter Tipp: Den kann man für 20 Euro bei der Verbraucherzentrale anfragen und der geht durchs ganze Haus und sagt einem, welche Energieverschwender man hat. Und da spart man dann tatsächlich auch Geld.
Gut, dann muss man möglicherweise noch investieren…
PINZLER: Klar, für die großen Investitionen ist das natürlich richtig. Die Fenster abzudichten hat schon Geld gekostet. Bis sich das rentiert, dauert es eine Weile. Aber es gibt solche kleinen Dinge wie Verteilerdosen mit Schalter, in die man den Fernseher steckt und alle Geräte, die immer noch auf Standby sind. Dann klickt man einmal abends auf den Schalter oder bedient ihn per Fernsteuerung. Das kostet nicht viel und spart auf Dauer richtig Energie. Der Energieberater hat uns auch gefragt, ob wir wirklich alle Wäsche schleudern müssen und immer den Trockner brauchen. Meine Mutter hat die Wäsche früher auch in den Garten gehängt und die hat wunderbar gerochen.
Wo haben Sie sich eigentlich informiert? Hatten Sie Lieblingswebsites, wem kann man vertrauen?
PINZLER: Wir haben in unserem Buch im Anhang ganz viele Quellen angegeben wie das Umweltbundesamt (www.umweltbundesamt.de), das Bündnis zur Erhöhung der Energieeffizienz (www.stromspiegel.de), das Deutsche Verpackungsinstitut (www.verpackung.org), das Bundesministerium für Umwelt & Naturschutz (www.bmu.de) oder die Deutsche Umwelthilfe (www.duh.de). Wir haben natürlich den Vorteil, dass wir Journalisten sind und uns durch diesen Wust durchgesucht haben. Dabei haben wir festgestellt, dass es für viele Leute einfach eine Überflutung an Informationen gibt. Dass man tatsächlich auf zig Webseiten gucken kann aber dann am Ende aus Verzweiflung über die Menge an Information nicht mehr entscheiden kann, was wirklich wichtig ist. Wir haben diese Freunde, die jetzt nach Vietnam fliegen und glauben, dass sie den Flug durch den Kauf von Biogurken wieder wettgemacht haben. Sowas passiert, die machen sich irrsinnige Gedanken über die Kleinigkeiten, denken aber nicht an die großen Dinge.
Ist Ihnen denn während dieses Jahres etwas Ähnliches passiert: Wollten Sie Ihre Umweltsünden auch durch andere gute Aktionen ausgleichen?
PINZLER: Wir haben jedenfalls nicht versucht, Heilige zu sein. Ich glaube, dann kann man nur scheitern. Man weiß ja auch, dass man in dieser Gesellschaft alleine das Klima nicht wird retten können. Aber man kann sich auf den Weg machen. Ich kaufe beispielsweise gerne Klamotten: Aber dann habe ich irgendwann mal grob überschlagen, wieviel CO2 bei der Produktion all dieser Kleidung in meinem Schrank entstanden ist. Äquivalent könnte ich mit einem Mittelklassewagen einmal rund um die Welt fahren. Was das außerdem mit den Flüssen der Länder macht und wie die Leute dafür arbeiten, das habe ich alles noch gar nicht mit berechnet. Und da habe ich dann schon gedacht: ‚Eigentlich kann ich in meinem Leben nie wieder eine neue Klamotte kaufen.‘ Das ist natürlich unrealistisch aber ich kann es reduzieren. Wenn man manchmal sieht, mit welchen meditativ-glückseligen Ausdruck Frauen an den Pulloverständen in den Geschäften vorbeigehen – irgendwas läuft da verkehrt. Denn die haben alle 20 Pullover im Schrank. Genau wie ich auch. Da muss man sich rausholen. Ich gehe immer noch gerne gucken aber dem direkten Kaufimpuls versuche ich nicht mehr nachzugehen.
Haben Sie etwas aus Prinzip nicht mitgemacht? War etwas zu umständlich oder schlichtweg nicht praktikabel?
PINZLER: Wenn man es sich ganz realistisch anguckt, ist unser Haus zu groß. Wir müssten in ein kleineres umziehen. Aber das können wir nicht, weil wir das gar nicht bezahlen können – die kleineren sind ja inzwischen genauso teuer wie die großen. Da muss man ganz einfach auch mal pragmatisch sein.
Was hat Ihnen am meisten Freude bereitet? Das Gefühl etwa Gutes zu tun oder das Handeln im Detail?
PINZLER: Ich glaube wir kennen alle das Gefühl von Ohnmacht, das wir haben, wenn es ums Klima geht. Und manchmal kommen auch schlechte Träume dazu und man denkt, dass es so nicht weitergehen kann. Und aus dieser Ohnmacht hilft einem das raus, wenn man wenigsten für sich was tut. Das tut gut.
Haben Sie auch mal geschummelt?
PINZLER: Ich habe mir dann doch noch mal einen Rock gekauft. Es ist wie bei einer Diät, bei der man mal eine halbe Tafel Schokolade isst. Dann sollte man die Diät trotzdem nicht abbrechen, sondern am nächsten Tag weitermachen. Weil man sich einfach besser fühlt, wenn man nicht jeden Tag eine Tafel Schokolade isst. Aber manchmal muss man auch sündigen. Es ist wie mit dem Glas Wein, das man mal zu viel trinkt und bei dem man sich am nächsten Tag fragt: ‚Musste das denn sein?‘ Ja, es musste sein – solange es aus Freude geschieht. Aber eben nicht jeden Tag, weil es dann eine Gewohnheit wird und nichts Besonderes mehr ist.
Sie sprachen darüber, dass Sie mittlerweile gerne Fahrrad fahren. Gabe es auch andere Punkte, bei denen der Verzicht am Ende zum Gewinn wurde?
PINZLER: Ich merke, dass ich viel entspannter durch Städte, durch Bahnhöfe mit vielen Läden gehen kann, ohne zu denken, dass ich da immer noch auf das letzte Sonderangebot draufgucken muss. Ich bin früher auf Dienstreisen durch diese Shopping Malls an Flughäfen gegangen, immer mit diesem lauernden Blick, ob ich nicht vielleicht doch noch etwas kaufen kann. Inzwischen bin ich viel entspannter.
Wie haben Sie das zeitlich alles unter einen Hut bekommen? Oft hat man ja auch noch einen Weg mehr, zum Biomarkt oder zum Wochenmarkt.
PINZLER: Da geht man einmal am Samstag zum Markt. Mein Mann kauft die großen, schweren Sachen mit dem Fahrradanhänger im Supermarkt. Und ich fahre inzwischen sehr gerne am Samstag mit dem Fahrrad zum Markt und kaufe Lebensmittel aus der Region, die nicht so weit transportiert werden müssen. Was auch noch nett ist, dass man die Händler auf dem Markt kennt und mit dem Einkauf für eine andere Landwirtschaft sorgt. Ein bisschen schwer gefallen ist es mir bei manchen Südfrüchten: Apfelsinen und Zitronen sind okay, ich kaufe sie von einer spanischen Bioplantage, sie sind sogar klimaneutral. Aber die Flugmango aus Bangladesch beispielsweise – die versuche ich mir dann mittlerweile zu verkneifen.
Das nachhaltige Einkaufen muss man sich aber auch leisten können. Haben Sie gemerkt, dass es teurer war?
PINZLER: Das glaube ich gar nicht. Dadurch, dass wir ganz wenig Fleisch kaufen, ist dieser Anteil schon mal weg. Wenn man viel kocht und die Zutaten vom Bauern kauft, ist das nicht so irrsinnig viel teurer. Vor allem, wenn man sich von den regionalen Lebensmitteln ernährt.
Die Crux an der Nachhaltigkeit scheint auch zu sein, dass viele Leute sich für umweltbewusster halten als sie eigentlich sind…
PINZLER: Das ist die Geschichte von der Biogurke und dem Flug nach Vietnam, die ich eingangs erwähnte. Die wirklich entscheidende Sache ist am Ende, ob man mit dem Auto oder mit dem Fahrrad zum Einkaufen fährt. Also mit dem SUV zum Bio-Supermarkt zu fahren ist echt Blödsinn. Diese Leute machen sich was vor. Deshalb ist auch die angeblich umweltbewusste Mittelschicht für das Klima viel schädlicher als die weniger wohlhabenden Leute. Weil das die sind, die sich die Flugreisen leisten können.
Apropos Einkaufen: Biogurken sind ja oft in Plastik eingeschweißt, die anderen nicht. Für welche entscheiden Sie sich?
PINZLER: Ich kaufe die Gurken auf dem Markt, da sind sie nie eingepackt.
Haben Sie sich Zettel aufgehängt, was Sie wo einkaufen? Man muss sich dann ja auch an neue Einkaufsrouten gewöhnen.
PINZLER: Eigentlich ist es einfach: Regional einkaufen und in der Jahreszeit, in der es sie gibt. Ich muss die Eier nicht aus Österreich kaufen, sondern gucke, dass sie hier vom Bauern um die Ecke kommen.
Welche simplen Regeln sollte man außerdem bei der Ernährung beachten?
PINZLER: Lieber mehr Gemüse, weniger Fleisch und Milchprodukte – das ist auch gesünder. Bio ist natürlich besser aber wenn man es sich nicht leisten kann, ist der Bauer um die Ecke tausendmal besser als der Supermarkt. Auch, weil es natürlich eine andere Landwirtschaft fördert, die gut fürs Klima, für die Tiere und die Umgebung ist. Und damit ist man – was das Essen angeht – schon relativ auf der guten Seite.
Blicken Sie nach Ihrem Selbstversuch eigentlich optimistischer oder pessimistischer in die Zukunft?
PINZLER: Wir haben viele Leute erlebt, die auch was tun wollen. Deswegen bin ich im Moment ganz optimistisch. Ich bin mir nicht sicher, ob das alles noch schnell genug passiert aber ich bin mir sehr bewusst, dass es viele Menschen gibt, die sich ähnliche Gedanken machen und die alle in eine ähnliche Richtung gehen. Und wenn wir dann jetzt noch eine Regierung hätten, die das unterstützen würde, wäre eine Menge möglich.
Wo muss sich denn Ihrer Meinung politisch etwas ändern?
PINZLER: Beispielsweise muss das ökologische Verhalten mehr belohnt werden, das unökologische muss teurer werden. Es ist ja völlig irre, dass wir tatsächlich auf die am wenigsten ökologische Fortbewegungsweise die wenigsten Steuern zahlen: Man bezahlt keine Mehrwertsteuer, wenn man von hier nach Barcelona fliegt, hingegen zahlt man für das Bahnfahren eine sehr hohe Mehrwertsteuer, fast die höchste in Europa. Man bezahlt keine Kerosinsteuer. Oder wenn man sich anschaut, wie viel Geld trotz gegenteiliger Bekenntnisse in den Straßenbau fließt, und wie wenig in den Bau von Radwegen – da fühle ich mich einfach benachteiligt.
Sie haben ja wahrscheinlich nicht alle Veränderungen nach Ihrem Selbstversuch so beibehalten. Wenn Sie heute möglicherweise eine „Umweltsünde“ begehen – haben Sie dann ein schlechtes Gewissen?
PINZLER: Eigentlich haben wir unser Leben verändert. Wir haben die meisten Veränderungen schlicht und einfach übernommen, weil sie zu einer neuen Gewohnheit geworden sind. Als wir das Experiment begonnen haben, konnten wir uns von unserem Auto nicht trennen. Inzwischen ist es verkauft. Was natürlich in der Großstadt leichter ist als anderswo. Wenn wir mittlerweile eines brauchen, mieten wir es. Denn wenn man ehrlich rechnet, hat man ein ziemlich großes Budget frei, das man dann in solche Dinge stecken kann.
Wie lange hat es eigentlich im Schnitt gedauert, bis Sie sich an die Veränderungen gewöhnt hatten?
PINZLER: Das war von Sache zu Sache unterschiedlich: Ein bis zwei Monate braucht man schon. Man muss einfach ein bisschen Geduld mit sich haben…
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