Streit, Spannungen, Enttäuschungen – das kann an Weihnachten leicht passieren, auch wenn sich nur zehn Personen gleichzeitig treffen können. Doch wie verhindert man stressige Situationen?
Der Hamburger Diplom-Psychologe Norman Späth (www.praxis-spaeth.de) weiß, welche emotionalen Gefahren auf Feierlichkeiten lauern – und wie man damit umgeht.
Experten-Interview „Weihnachten ohne Streit“
Welche Stolperfallen kann es auf Festen geben, wenn es um Gefühle geht?
SPÄTH: Bei Familienfeiern, auf denen sich Verwandte lange nicht gesehen haben, schwingen häufig Hoffnungen und Erwartungen mit. Das ist vergleichbar mit Weihnachten: Alles soll gut sein. Es soll Frieden mit dem nörgelnden Onkel geben. Oder der skeptische Vater soll sich diesmal endlich positiv über das Buffet äußern.
Man muss also erst bei sich selbst anfangen, um etwas zu ändern?
SPÄTH: Genau. Man sollte die Realität richtig einschätzen lernen – und zum Beispiel auf keinen Fall erwarten, dass auf einmal alles gut ist. Wer sich darüber im Vorfeld klar ist, schützt sich vor möglichen Enttäuschungen. Und man sollte einige Vorkehrungen treffen an den Stellen, bei denen Aufregung zu erwarten ist.
Zum Beispiel, indem man Alkohol bei solchen Festen mit Vorsicht einsetzt?
SPÄTH: Es kann durchaus sein, dass gerade unter Alkoholeinfluss Dinge gesagt oder getan werden, die sonst unter der Oberfläche bleiben. Augenmaß ist hier wichtig – für sich selbst und die Gäste. Hier kann man auch jemand dritten bitten, mit ein Auge darauf zu haben.
Ob mit oder ohne Alkohol: Wie verhält man sich, wenn die Situation doch eskaliert?
SPÄTH: Zuerst sollte man das Gespräch mit dem Gast unter vier Augen suchen. Beruhigt sich die Situation auch danach nicht, sollte man klare Grenzen setzen. Gern mit einer gezielten Botschaft wie dem Satz „das möchte ich nicht.“ Es ist wichtig, eine klare Position zu beziehen und nicht betreten wegzuschauen. Der letzte Schritt wäre der Rauswurf.
Soll eine Gastgeberin also als eine Art Moderator die Gäste ständig im Blick haben?
SPÄTH: Davon rate ich ab. Herumzulaufen und zu gucken, ob alle zufrieden sind und sich vertragen – das halte ich für falsch und nimmt die Freude am Fest. Die Gastgeberin schafft den Rahmen, für Inhalte sind die Gäste zuständig. Sonst kommt zu viel Druck auf.
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