Genesen, aber trotzdem krank: Was Long Covid und Post-Covid-Syndrom unterscheiden und wer die Kosten einer Therapie zahlt.

Nina Zeller

Nach einer überstandenen Corona-Infektion gilt man als genesen. Aber über zehn Prozent dieser Personen entwickeln ein Long-Covid-Syndrom und leiden auch noch Wochen und Monate an den Spätfolgen von Covid-19. Nun hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein Informationsportal gestartet, auf dem Betroffene, aber auch Angehörige oder Arbeitgeber Infos und Hilfen findenhier klicken.

Wie sich die Langzeit-Symptome einer Infektion behandeln lassen, erklärt Pneumologe Dr. Matthias Schmalenbach.

Rund sechs Millionen Menschen sind hierzulande bereits an Corona erkrankt. Wann spricht man von Langzeitfolgen?

Schmalenbach: Sind die Symptome vier Wochen nach der Erkrankung noch da, handelt es sich um Long Covid. Bestehen die Beschwerden länger als zwölf Wochen, sprechen wir von einem Post-Covid-Syndrom.

Wie äußern sich Corona-Langzeitfolgen?

Schmalenbach: Sogar ein milder Verlauf kann die Lungen nachhaltig beeinträchtigen. Atemnot oder Schmerzen beim Atmen sind die Folgen – aber auch Herzrasen, Schlafstörungen und eine eingeschränkte körperliche sowie geistige Leistungsfähigkeit. Etwa 10 bis 15 Prozent aller Infizierten haben ein Post-Covid-Syndrom.

Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten wie COPD sind durch Corona besonders gefährdet. Wieso?

Schmalenbach: Corona-Viren befallen vor allem die oberen und unteren Atemwege. Da die Lungenschleimhaut bei einer COPD chronisch entzündet und in der Funktion eingeschränkt ist, kann das Immunsystem die Viren schlechter bekämpfen. Es kann zu einer schweren oder sogar tödlichen Lungenentzündung kommen. Zudem ist es grundsätzlich möglich, dass Corona das Lungenvolumen beeinträchtigen und das Gewebe zerstören kann.

Wie lassen sich Langzeitfolgen behandeln?

Schmalenbach: Am besten in einer spezialisierten Post-Covid-Reha-Einrichtung. Dort arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammen – vom Pneumologen bis hin zum Neurologen, Kardiologen und Psychotherapeuten. Die Patienten erhalten eine gezielte individuelle Therapie, stationär oder ambulant.

Zahlen das die Kassen?

Schmalenbach: Ja. Kostenträger können neben der Krankenkasse auch die Rentenversicherung oder die Berufsgenossenschaft sein. Die Organisation einer ambulanten Behandlung läuft über den Haus- oder einen Facharzt. Wer eine stationäre Aufnahme nach einer Corona-Erkrankung wünscht, sollte sich an den Sozialdienst des jeweiligen Krankenhauses wenden.
Dr. Matthias Schmalenbach, Chefarzt der Fachklinik für Pneumologie an der Mediclin Klinik Reichshof

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