Knapp 20 Prozent der Bundesbürgen haben Probleme mit ihrem großen Zeh. Dieser kann sich verformen und schief stehen – dann sprechen Mediziner von einem Hallux valgus. Doch schon sanfte Maßnahmen beugen vor und helfen gegen die Beschwerden

60 Muskeln, 300 Bänder und Sehnen, mehr als 50 Knochen und 20 Gelenke: Unsere Füße sind Meisterwerke der Konstruktion. Sie tragen unseren Körper durchs Leben und halten uns aufrecht – eine enorme Belastung! Kein Wunder, dass es mit den Jahren zu Fehlstellungen und Schmerzen kommen kann.

Schuld ist Veranlagung

Mehr als zwanzig Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben einen Hallux valgus – die häufigste Fehlstellung am Vorfuß. Auffälligstes Merkmal: Der große Zeh zeigt nicht mehr nach vorne, sondern in Richtung der mittleren Zehen. Durch die Verschiebung bildet der Knochen eine sichtbare Wölbung an der Fußinnenseite. Anders als viele vermuten, sind nicht zu enge oder hohe Schuhe die eigentlichen Auslöser.
„Jeder kann einen Hallux valgus entwickeln, Frauen jedoch häufiger als Männer“, sagt Dr. Anke Röser, Präsidentin der Gesellschaft für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie. Ein schwaches Bindegewebe kann schuld sein, denn dann bringen die erschlafften Muskeln des Vorderfußes die tragende Rolle des Fußes ins Wanken. Die häufigste Ursache ist jedoch eine familiäre Veranlagung.

Regelmäßigen zum Orthopäden

Ganz verhindern lässt sich ein Hallux valgus nicht, aber man kann mit einer Physiotherapie gut vorbeugen. „Hilfreich sind besonders Übungen, die das Quergewölbe des Fußes stärken“, weiß die Physiotherapeutin Antje-Kathrin Naujoks von der Roland-Klinik in Bremen. Außerdem ist es sinnvoll, seine Füße hin und wieder beim Orthopäden auf Fehlstellungen überprüfen zu lassen.

Denn bevor es zu einem Hallux valgus kommt, entwickelt sich in aller Regel erst ein Spreizfuß: Das vordere Fußquergewölbe ist abgeflacht, der vordere Teil des Fußes verbreitert sich. In diesem Fall können Einlagen das Fußgewölbe von außen stützen. „Das kann die Entstehung eines Hallux valgus zumindest hinauszögern“, sagt Stephan Jehring, Präsident des Zentralverbands Orthopädieschuhtechnik. Je regelmäßiger die Patienten ihre Einlagen tragen, desto besser. Deshalb auch daheim in die Hausschuhe legen.

„Generell ist es immer wichtig, möglichst früh zum Arzt zu gehen, wenn man Beschwerden hat“, betont die Orthopädin Dr. Anke Röser. „So lässt sich verhindern, dass die Schmerzen irgendwann chronisch werden.“

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