Gute Nachrichten: Bei Beschwerden in den Wechseljahren können – hingegen bisheriger Aussagen – Hormone durchaus sinnvoll sein und helfen. Worauf Sie bei der Einnahme achten sollten.
Generell gilt: Frauen, die nicht unter Beschwerden in der Menopause haben, brauchen keine Arzneimittel. Allerdings haben 90 Prozent aller Frauen Symptome, die auf die Menopause zurückzuführen sind, die durchschnittlich zwischen etwa Mitte 40 und Mitte 50 stattfindet. Die Eierstöcke stellen allmählich die Produktion von Östrogen und Progesteron ein, also jener Hormone, die der Körper braucht, um schwanger zu werden und ein Kind auszutragen. Die Hormonschwankungen, die mit der Umstellung einhergehen, verursachen vor allem Hitzewallungen, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen sowie Muskel- und Gelenkschmerzen.
Gesundheitliche Nachteile einer Hormonersatztherapie wurden relativiert
Eine Hormonersatztherapie, kurz HET, verspricht Linderung – schnell und effektiv. Lange war dieser Ansatz in Verruf geraten. Grund waren die Ergebnisse der groß angelegten Studie „Women’s Health Initiative“, die 2002 vorzeitig abgebrochen wurde, weil sich ein direkter Zusammenhang zwischen der Einnahme von Hormonen und dem Anstieg von Herz-Kreislauf- und Brustkrebs-Erkrankungen zeigte. 2019 wurden die Auswertungen erneut begutachtet – und relativiert. Denn etliche Teilnehmerinnen waren damals über 60 Jahre alt und viele übergewichtig. Diese beiden Faktoren erhöhen in der Tat das Risiko für schwere Erkrankungen wie Brustkrebs und Schlaganfall, aber nicht nur als Folge einer HET, sondern auch unabhängig davon. Denn Östrogene werden immer auch in geringem Maße im Fettgewebe gebildet. Das heißt: Je höher das Gewicht einer Frau, desto höher ist die Gefahr für Brustkrebs. Und: Ein höheres Alter birgt ohnehin mehr gesundheitliche Gefahren.
Ein weiteres Risiko bei der Einnahme von Hormonen ist die Dauer. Denn mit ihr steigt auch die Wahrscheinlichkeit einer ernsthaften Erkrankung. In den ersten ein bis zwei Jahren kann man die Gefahr vernachlässigen. Erst wenn die Behandlung mit einer Östrogen-Gestagen-Kombination länger als fünf Jahre dauert, ist ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs statistisch messbar. Und wenn ein Brustkrebs – etwa wegen einer familiären Vorbelastung – auftritt, kann die Erkrankung durch eingenomme Hormone schwerer verlaufen.
Gesundheitliche Vorteile einer Hormonersatztherapie
Unser Experte, der Frauenarzt Prof. Kai J. Bühling, Leiter der Hormonsprechstunde des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf, sieht auch gesundheitliche Vorteile einer HET:
- Stärkere Knochen. „Die Gabe von Östrogen verbessert die Knochendichte und schützt selbst in geringen Dosen vor Osteoporose“, so der Experte.
- Geringeres Risiko für Diabetes. Prof. Bühling: „Die Gefahr, dass ein Diabetes entsteht, sinkt, denn durch die Gabe von Östrogenen reagiert der Körper sensibler auf Insulin.“
- Bessere Cholesterin-Werte. „Die HET senkt das Gesamt-Cholesterin und erhöht das „gute“ HDL-Cholesterin – beides wirkt positiv auf das Herz-Kreislauf-System“, so der Arzt.
„Mir ist heiß“
Sie kennen das bestimmt: Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind lästige Begleiterscheinungen der Wechseljahre – und im Sommer besonders unangenehm. Die Gynäkologin Dr. Nele Freerksen-Kirschner, Mitglied im Vorstand der Deutschen Menopause Gesellschaft, erklärt in Frau im Leben, wie Symptome heute etwa mit bio-identischen Hormonen behandelt werden. Die Ausgabe 7/2023 können Sie hier für nur 1,95 Euro als E-Paper herunterladen.
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