Ja, werden Sie jetzt sofort sagen, natürlich ist man gesünder, wenn man ein paar Kilo abgenommen hat. Doch dies kann ein Irrtum sein.

Das sagen Experten

Ob ein paar Kilo weniger einen tatsächlich gesünder machen, hängt entscheidend davon ab, welches Gewicht man hat und ob womöglich zu ein bisschen Übergewicht noch ein Risiko-Faktor hinzukommt. Der Arzt Dr. Rainer Lundershausen aus Erfurt stellte u. a. fest: „Ein paar Kilo zu viel machen einen nicht zwangsläufig krank. Aber ein paar Kilo weniger auch nicht automatisch deutlich gesünder.“

Statistisch schleppt jeder zweite Deutsche zu viel Gewicht mit sich herum – je älter man wird, desto mehr neigt man dazu, Pölsterchen an Po, Beinen und vor allem am Bauch anzusammeln. 
Für Ärzte ist Übergewicht eine wesentliche Ursache für viele Krankheiten, die Millionen betreffen: Diabetes, Herz-Kreislauf- oder auch Gelenkprobleme. Verständlich, dass deshalb Ärzte als wichtigsten Rat geben: abnehmen.

Aber gleichzeitig warnen Ärzte, zu starr auf die Waage zu schauen. Viel entscheidender als das Gewicht ist der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) und ob man zu einem hohen Body-Mass-Index noch weitere andere Risikofaktoren hat, etwa Rauchen oder Bluthochdruck. Oft sei es deshalb besser, zuerst etwas gegen die weiteren Risikofaktoren zu tun, so Rainer Lundershausen, als nur ein paar Pfund abnehmen zu wollen.

Wer also wirklich gesünder und bewusster leben will, sollte deshalb zuerst den BMI ausrechnen.
 Der sicherste Weg abzunehmen:

Man nimmt nur ab, wenn die Zahl der Kalorien, die der Körper verbraucht, höher ist als die Zahl der Kalorien, die man über die Ernährung zu sich nimmt.

Heißt: Man kann genauso weiteressen wie bisher; man nimmt ab, wenn man sich mehr bewegt, sprich mehr Kalorien verbraucht. Oder man bewegt sich wie bisher, sollte dann aber weniger Kalorien essen.

So rechnen Sie Ihren BMI aus

Ob Sie abnehmen sollten oder nicht, zeigt Ihnen Ihr persönlicher BMI*-Wert (*Englische Abkürzung für Körper-Masse-Index). So rechnen Sie ihn aus:

Körpergewicht / Körpergröße x Körpergröße

Und das sagt Ihnen Ihr BMI-Wert:



BMI unter 25


Abnehmen bringt für die Gesundheit in der Regel gar nichts. 
Im Gegenteil: Wer sehr schlank ist, läuft bei einer Diät sogar Gefahr, auf Dauer einen Mangel an Nährstoffen, z. B. Vitaminen und Mineralstoffen, zu bekommen. Frauen sind besonders gefährdet.

Beispiel: Isst eine Frau zu wenig Lebensmittel mit Kalzium (Joghurt, Quark, Käse), steigt sogar das Risiko für Osteoporose.

Fazit bei einem BMI unter 25: Vorsicht, Abnehmen ist eher eine Gefahr.



BMI 25–30


BMI-Ärzte sprechen von normalem oder leichtem Übergewicht. 
Aber: Sind keine Risikofaktoren im Spiel (z. B. wenig Bewegung, einseitige Ernährung, Rauchen) und fühlt man sich wohl, wird man durch Abnehmen nicht gesünder. 
Das Gewicht sollte man zwar im Auge behalten, aber einen medizinischen Grund zum Abnehmen gibt es nicht.

Fazit bei einem BMI von 25-30: Ein paar Kilo weniger würden nicht schaden, sind aber nicht zwingend.



BMI 25–30 + Risikofaktor

Normales Übergewicht wird zum Problem, wenn eins dieser Risiken dazukommt:

  • Rauchen,
  • weniger als 2 Stunden Sport pro Woche,
  • Stress,
  • weniger als 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag,
  • mehr als ein Glas Alkohol am Tag.

Dann steigt das Risiko für Bluthochdruck und/oder Diabetes Typ 2 um rund 30 Prozent.

Fazit bei einem BMI von 25-30, inkl. Risikofaktor: Abnehmen und unbedingt die Risiken beseitigen, besonders wenn Hochdruck und Zucker schon häufiger in der Familie vorgekommen sind.

BMI 25–30 + Bluthochdruck

Schon ab Werten von 145 zu 85 mmHg sprechen Ärzte von zu hohem Blutdruck.
Kommt noch normales Übergewicht dazu, raten Ärzte dringend, abzunehmen.
Faustregel: 10 Kilo weniger senken den Blutdruck um bis zu 10 mmHg. Ideal ist zusätzlich bewegen. Das senkt den Blutdruck zusätzlich um bis zu 5 mmHg und verbrennt Kalorien.

Fazit bei einem BMI von 25-30, inkl. Bluthochdruck: Abnehmen macht gesünder.

BMI 25–30 + hohe Blutfettwerte

Zu viel Cholesterin, Triglyzeride und Blutfette lassen die Gefäße verkalken. Dadurch entsteht Bluthochdruck.
Deshalb: Bei Gesamtcholesterin über 200 mg/dl oder LDL-Wert über 155 mg/dl weniger Fleisch, mehr Gemüse essen.

Fazit bei einem BMI von 25-30, inkl. hoher Blutfettwerte: Abnehmen macht gesünder.

BMI 25–30 + hoher Blutzucker

Ab 40 haben viele Diabetes Typ 2.
Tipp: Regelmäßig bewegen, das verbrennt Zucker aus dem Blut.

Fazit bei einem BMI von 25-30, inkl. hohem Blutzucker:Abnehmen ist medizinisch notwendig.

BMI über 30 

Hier sprechen Ärzte von krankhafter Fettsucht, der sogenannten Adipositas. Auch ohne weitere Risiken steigt bei Adipositas unter anderem die Gefahr, vorzeitig einen Herzinfarkt, Schlaganfall, Arthrose und Rückenschmerzen zu bekommen, um bis zu 130 Prozent.

Fazit bei einem BMI über 30: Dringend abnehmen, aber bitte keine kurzfristigen Diäten!

Besser: unter ärztlicher Anleitung das Gewicht nachhaltig reduzieren.